Im Alltag wirkt sich ein eingeschränktes Farbensehen nicht besonders hinderlich aus. Anders wäre es, wenn Farben eine wesentliche Rolle spielen: So zum Beispiel in der Mode- oder Textilbranche, im Malerhandwerk, der chemischen Industrie oder der Farblitographie. Auch Taxi- und Busfahrer, Eisenbahnbeamte, Schiffsführer und Piloten sollten aus Sicherheitsgründen über einen normalen Farbensinn verfügen.
Trichromaten
Personen ohne Farbsinnstörung, sogenannte Trichromaten, haben eine normale Spektralempfindlichkeit.
Farbenblinde
Monochromaten unterscheiden die Farbtöne nur nach ihren Helligkeitswerten. Grau in grau, ohne bunte Farben, sehen nur wenige (ca. 1:20 000) ihre Umwelt.
Farbschwache
Bei 60% aller Farbfehlsichtigen ist nur eine der drei Grundempfindlichkeiten – Rot, Grün oder Blau – gestört. Am verbreitetsten ist die Rot-Grün-Schwäche. Anomale Trichromaten sind beim Auseinanderhalten von Rot und Grün unsicher.
Gravierender wirkt sich die Farbsinnstörung bei Dichromaten (Zweifarbsichtigen) aus. Wie wissenschaftlich vermutet, aber noch nicht bewiesen – fällt hier eines der drei Zapfensysteme, mit denen das menschliche Auge Farben warnehmen kann, ganz aus. Je nachdem, welcher Wahrnehmungsbereich versagt, unterscheidet man:
1. Protanope können langwelliges Licht (Rot) nicht wahrnehmen.
2. Deuteranope sehen die ganze Breite des Spektrums, haben aber nur zwei Farbempfindungen (Rot und Blau)
3. Tritanope haben keine Farbempfindung im kurzwelligen Bereich (Blau).
Die beiden ersten Gruppen verwechseln Rot, Gelb, Braun und Grün miteinander und können Violett nicht von Blau unterscheiden. Protanope sehen ausserdem Dunkelrot als Schwarz.
Die Zahl der Tritanopen – sie haben Unterscheidungsschwierigkeiten mit Blau und Grün, sowie Gelbgrün und Grau – ist verschwindend gering.
Ursachen von Farbsinnstörungen
Eine Verminderung der Farbwahrnehmung kann durch Augenerkrankung hervorgerufen werden. Viel häufiger jedoch ist die angeborene Farbfehlsichtigkeit. Die Anomalie wird rezessiv geschlechtsgebunden vererbt, das heisst von einem farbuntüchtigen Grossvater über normalfarbsichtige Töchter an die Enkelsöhne, niemals jedoch direkt vom Vater auf den Sohn. Das für die Anomalie entscheidende X-Chromosom wird einem Jungen immer von der Mutter weitergegeben. Als Übeträgerinnen gelten rund 15% aller Frauen. Bedingt durch den Erbvorgang tritt bei Frauen nur dann eine Farbstörung auf, wenn die Anlage von beiden Eltern vererbt wird. Deshalb sehen vorwiegend Männer die Welt weniger bunt.